Was da Betroffenen erleben, fühlt sich tatsächlich wie eine Sexsucht an. Ständig drehen sich die Gedanken um etwas Sexuelles. Je mehr dagegen angekämpft wird, je grösser wird der Drang nach der sexuellen Betätigung. Das Verhalten scheint nicht mehr kontrollierbar, weil der Druck immer stärker wird.
Mit dem Wort Sexsucht wird die Sexualität zum Problem gemacht. Die Sexualität ist nicht das Problem, sondern der Umgang damit. Die Sexualität ist eine angeborene biologische Tatsache. Wer diese als Problem anschaut, wird selbstzerstörerisch. Die Sexualität ist nicht das Problem, sondern was man daraus macht.
"Gesteigertes sexuelles Verlangen" nennt sich die offizielle Diagnose. Ich nutze das Wort Dranghaftigkeit.
Voyeurismus oder Exibitionismus hat meistens auch einen dranghaften Anteil.
Wenn Menschen wiederholt ein Bedürfnis mit Sexualität befriedigen wollen und dies über einen längeren Zeitraum nicht gelingt, entwickeln sie eine Dranghaftigkeit.
Jemand hat Angst, den Partner zu verlieren. Der Geschlechtsverkehr mit dem Partner kann das Gefühl geben, sicher in der Beziehung zu sein. Sex kann als wichtige Stütze in einer Beziehung genutzt werden. Viel Sex oder viel Sex einfordern bringt nicht unbedingt mehr Beziehungssicherheit, besonders wenn Sex ausschliesslich zur Beruhigung einer Angst stattfindet. In diesem Fall steckt hinter dem ständigen Verlangen nach Sex das Bedürfnis nach Beziehungssicherheit.
Die unterschiedlichsten Dinge motivieren die Menschen zum Sex oder zur Selbstbefriedigung. Das ist ganz normal und funktioniert mal besser und mal schlechter. Wird ein Bedürfnis wiederholt nicht ausreichend gestillt, kann sich eine Dranghaftigkeit entwickeln.
Folgenden Bedürfnisse können bei einer Sexsucht ausschlaggebend sein:
Die Idee vom angeborenen, instinktiven und unkontrollierbaren inneren Trieb ist weit verbreitet. Es fühlt sich für Betroffene genau so an. Die Erregungsgefühle erscheinen auch instinktiv, angeboren und nicht willentlich kontrollierbar.
Sinnesempfindungen im Geschlecht spielen bei Dranghaftigkeit eine untergeordnete Rolle. Das Verlangen nach diesem Gefühl im Geschlecht ist selten besonders gross und die Geilheit ist meistens auf einen Punkt im Körper fokussiert.
Es geht um das "mehr, mehr, mehr", also um das begleitende Erleben.
Betroffene suchen beispielsweise:
Porno schauen kann eine Entspannungspause vom Stress sein. Pornos helfen dabei, sich schnell und effektiv "auf eine Sache" fokussieren zu können. Zudem sorgen sie für Aufregung und ein angenehmes Gefühl im Körper. Wird der Stress grösser, hilft mehr Porno schauen aber nicht. Wenn keine anderen Möglichkeiten verfügbar sind, mit dem Stress umzugehen, verlangt der Körper nach dem Anti-Stressmittel, das er kennt. In diesem Fall wäre es das Pornoseiten durchklicken.
Sexuelle Erregung spielt schon eine wichtige Rolle. Aber sie ist nicht die Ursache des Problems. Sie erinnert höchstens an das Drangverhalten. Deshalb ist die Frage wichtig, wie die eigene Sexualität denn aussehen darf. Sexuelle Erregung ist eine angeborene biologische Tatsache. Erregung kommt auch ohne die willentliche Entscheidung. Sexualität zu ignorieren funktioniert langfristig nicht. Es braucht ein realistisches und positives Bild darüber, was man mit der eigenen Sexualität anfangen will.
Viele möchten einfach dem Partner gefallen. Das ist zu unklar und nicht umsetzbar. Natürlich muss man sich immer wieder neu entscheiden, was man sexuell tun will. Es geht um die Grundhaltung. Wer mit seiner eigenen Sexualität einverstanden ist, hat kein Drangproblem (mehr).
Ihr Verlangen nach diesem Gefühl ist so gross, weil es nie richtig gestillt wird. So geraten sie in einen Teufelskreis. Es entsteht das Gefühl, nie richtig satt zu sein.
Das muss jeder Mensch für sich entscheiden oder in der Beziehung aushandeln.
Aber wer mit seinem Sexualverhalten die Gesetze übertritt oder bewusst die Gesundheit seiner Mitmenschen gefährdet, gehört in eine Beratung. Das übersteigt den Bereich der persönlichen Freiheiten. Das hat nicht unbedingt mit Sucht zu tun.
Wenn jemand eine Abstinenz von Porno oder sexuellen Dienstleistungen anstrebt, unterstütze ich diese Idee. Sich Selbstbefriedigung zu verbieten finde ich schlecht. Wer mit Dranghaftigkeit in der Sexualität kämpft, hat oft wenig positiven Selbstbezug zu sich und seiner Sexualität. Sich zu verbieten, das eigene Geschlecht zu berühren, macht diese Themen nur noch schlimmer.
Radikale "Sex-Diäten" haben viele schon probiert. Das "nicht an Sex denken" ist schwierig. Die ganze Zerrissenheit erhöht das Verlangen oft noch mehr.
Sexuelle Erregung kommt ja auch spontan und ohne willentlichen Entscheid. Ein bewusster Umgang mit der sexuellen Erregung ist wichtig. Deshalb finde ich diese reinen Verhinderungsprogramme schlecht. Das Internet ist voll von jungen Männern, die leidenschaftlich vortragen wie lange sie es geschafft haben ihren Penis zu ignorieren. Ein sexueller Kontakt mit einer zukünftigen Liebesbekanntschaft wird für diese Männer dann zur Bedrohung. Langfristig ist das keine Lösung.
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